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Jahreswechsel in Spanien

Freitag, 23. Dezember

Nach eineinhalb Tagen Autofahrt sind wir wohlbehalten in Granada angekommen.

Erwähnenswertes? Fehlanzeige!

Eine nette Begebenheit gibt es doch zu berichten. Beim Abendessen auf der Promenade vor unserem Hotel konnten wir uns mit dem Kellner nur mit Händen und Füßen und spanischen Fragmenten verständigen. Von der Vor- über die Hauptspeise bis zum Dessert samt Cappuccino hat dennoch alles gut geklappt.

Mit der Rechnung bringt uns der Kellner zwei Absacker: Für Yvonne einen Limoncello und für mich einen würzigen Fruchtsaft – mit Blick auf die von mir geleerte Wasserflasche weist er darauf hin, dass dieser alkoholfrei ist.

Alle Achtung, der Bursche hat aufgepasst!

Wir sind mit dem Trinkgeld nicht knauserig und so füllt er jedem das Glas noch einmal auf.

Samstag, 24. Dezember

Heute morgen habe ich mich aus dem Zimmer geschlichen, mein Geschenk gesucht, es ausgepackt und sofort zusammengebaut – ein Tandem. Der Tag stand ganz im Zeichen der Alhambra. Nach einem sonnigen Frühstück im Park haben wir uns dieser Befestigungsanlage von hinten durch die Berge angenähert.

Die wechselvolle Geschichte ist gut dokumentiert und so verging die Zeit wie im Flug. Besonders beeindruckt hat mich die vielfältige Verwendung von Wasser. Es wird über Aquädukte aus den Bergen herangeführt und dient natürlich zunächst einmal der Versorgung von Bewohnern und Pflanzen. Darüber hinaus zur Kühlung der Außenbereiche bei großer Hitze. Außerdem zur Erbauung durch zahlreiche Springbrunnen. Und als Spiegel.

Mit untergehender Sonne sind wir in die Stadt zurückgeradelt. Gerade noch rechtzeitig ist uns eingefallen, dass auch die Spanier am morgigen Feiertag die Geschäfte nicht öffnen werden und wir uns mit Proviant versorgen sollten. Das wäre fast eine schöne Bescherung geworden.

Sonntag, 25. Dezember

Endlich geht es los! Da es mit unserer Kondition nicht zum Besten bestellt ist – wir saßen beide das letzte Mal im Oktober ernsthaft auf dem Fahrrad – und für heute 70 km mit 1300 Höhenmetern auf dem Plan stehen, sitzen wir früh auf dem Rad.

Im Laufe des Vormittags erleben wir den „Marokko-Effekt“. Wir starten warm verpackt und entledigen uns dann Schicht um Schicht, bis wir in kurzer Hose und T-Shirt auf dem Rad sitzen.

Zur Mittagspause brauchen wir dann allerdings doch noch einmal unsere Jacken. Geschenkt! Auf 1360 m darf es auch in Spanien Ende Dezember etwas kühler sein.

Gegen 17 Uhr erreichen wir unser Etappenziel und haben noch eine Stunde Luft bis Sonnenuntergang. Wir haben ein tolles Zimmer in einer netten, kleinen Unterkunft. Ich gehe allerdings davon aus, dass ich das nachfolgende Bild auch in jedem anderen Zimmer aufgenommen hätte. Trainingszustand und Tagesaufgabe haben eben doch ihren Tribut gefordert.

Montag, 26. Dezember

Nach einem kurzen, heftigen Anstieg ging es zunächst 15 km die Hochebene entlang, dann 30 km runter ans Meer und 30 km am Strand Richtung Malaga.

Unterwegs haben wir kurz an der Burg von Vélez-Málaga Rast gemacht. Nicht ganz die Alhambra, aber auch sehr schön.

Die über ein bekanntes Portal kurzfristig gebuchte Privatunterkunft in der Nähe unseres Standorts in Málaga hielt eine Überraschung für uns bereit – in Form einer umfassenden Einweisung in die Verhaltensregeln. Keine laute Musik, keine Musik nach 22 Uhr und insbesondere keine Junggesellen-Abschiedspartys!

Außerdem war eine Kaution zu hinterlegen für eventuell entstehende Vandalismusschäden. Die Kaution sollte uns nicht am nächsten Tag zurückgegeben, sondern nach 14 Tagen durch das Portal überwiesen werden.

Das Hotel zwei Kilometer weiter ist auch sehr schön!

Dienstag, 27. Dezember

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Sightseeing. Deshalb geht es nach einem gemütlichen Frühstück am Strand selbigen entlang Richtung der Sehenswürdigkeiten.

Wir erarbeiten uns die Stadt von oben nach unten, beginnend mit der Festung Gibralfaro.

Am höchsten Punkt der Stadt gelegen, diente sie unter anderem dem Schutz des darunterliegenden Palasts, der Alcazaba.

Beide sind gut erhalten, und so nimmt deren Besichtigung einen Großteil des Tages in Anspruch.

Den Rest des Tages verbringen wir in Parks, der Altstadt, am Malecón und schauen auch kurz bei Picassos Geburtshaus vorbei.

Abends im Hotel angekommen erwartete uns dann wieder einmal eine Überraschung: Wir hatten morgens unsere Wäsche zur Reinigung abgegeben und haben mitgeteilt, dass wir eine zweite Nacht bleiben wollen. Die Reservierung ging verloren und so mussten wir uns abends um 20:30 Uhr nach einer neuen Unterkunft umsehen und auf eine eineinhalbstündige Nachtfahrt einstellen.

Die Navigation hat uns zunächst gut gelotst, jedoch die letzten zwei Kilometer über Wiesen und Felder geschickt. In einem Sandhaufen haben wir uns dann erstmal hingelegt.

Zum Glück ist nichts passiert, aber für einen Tagesbericht haben Zeit und Nerven nicht mehr gereicht.

Mittwoch, 28. Dezember

Morgens endlich mal wieder eine Überraschung! Die Furt durch den vermeintlich ausgetrockneten Fluss erscheint sogar mir zu tief und die Strömung zu stark, dass wir einen Umweg in Kauf zu nehmen. Etwa 3 km flussabwärts bot sich dann die Möglichkeit, über dieses was auch immer mit Schotter gefüllte Ding den Fluss zu überqueren.

Bei Alhaurín el Grande verlassen wir zum ersten Mal in diesem Urlaub die Zivilisation und treffen vier Stunden lang niemanden außer einer toten und einer halbtoten Ziege. Die Landschaft bietet knackige Anstiege, zwischendrin aber auch wieder flache Passagen. Unser Terrain.

Am Ende der Tour dann endlich mal wieder eine Überraschung! Die Abfahrt nach Ojén, das erste Dorf hinter der Bergpassage wurde neu geteert. Also haben wir in der Umleitung noch ein paar Höhenmeter und Kilometer drangehängt.

Donnerstag, 29. Dezember

Die Etappe von Marbella nach Gibraltar ist schnell abgehandelt. Morgens durch verwinkelte Ortschaften mit steilen Anstiegen ohne echtes Vorankommen, am Nachmittag auf der vierspurig ausgebauten Schnellstraße mit Lärm und Gestank.

Dazwischen immer wieder Flussdurchquerungen. Mal ohne Wasser, mal mit nassen Füßen, mal mit ablegen im Schlamm und Mal gescheitert.

Freitag, 30. Dezember

Heute stand ein Besuch im Vereinigten Königreich an – auf und in dem Felsen von Gibraltar. Mit der Bahn geht es nach oben und von dort in zwei weiten Schleifen durch den Naturpark wieder zurück in die Stadt.

Das beeindruckendste an diesem Berg ist die Tatsache, dass während diverser Belagerungen und Kriege über 40 km Gänge in seinen Fels hineingetrieben wurden.

Rechtzeitig haben wir uns dann auf den Weg gemacht, um abends in Algeciras zu sein. Um 20 Uhr erwartete uns nämlich das Paula Bilá Quintett mit Juan Gallardo am Klavier.

Samstag, 31. Dezember

Dieses Bild zeigt alles: Im Hintergrund Gibraltar, das wir gestern besucht haben, in der Mitte die Hafenstadt Algeciras, von der wir heute morgen gestartet sind und am Berghang gegenüber die Straße, die wir soeben erklommen haben. Weiter ging es auf dieser epischen Etappe auf diesem Weg.

Unser Zielort Tarifa hat sich für den Jahreswechsel fein gemacht.

Jahreswechsel

Das Jahr 2022 haben wir in einem kleinen italienischen Lokal ausklingen lassen. Der Zucker für den abschließenden Cappuccino brachte uns das Motto für das kommende Jahr: Das Beste kommt erst noch!

Anschließend haben wir das neue Jahr begrüßt, den spanischen Einheimischen und deutschen Aussiedlern beim Feiern zugesehen und sind dann in unsere Unterkunft zurückgeradelt, um Kraft für die bevorstehende längste Etappe unserer Tour zu sammeln.

Sonntag, 1. Januar

Viel gibt es vom heutigen Tag nicht zu berichten. Mit leichtem Rückenwind und ebensolchen Steigungen sind wir gut vorangekommen.

Im Restaurant wurden wir abends mit Blick auf dieses Triptychon platziert und natürlich gerieten wir ins Träumen …

Übrigens: Was ist der Unterschied zwischen einer Mercator- und einer Peters-Projektion?

Montag, 2. Januar

Regen? Regen! Und Gewitter! Andalusien ist so von der Sonne verwöhnt, dass wir nicht auf die Idee gekommen sind, uns die Wetterprognosen anzusehen.

Da wir für die 150 km nach Sevilla ohnehin Bus oder Bahn nehmen wollen, ist es egal. Nach einem ausgiebigen Frühstück umrunden wir mit ein paar letzten Tropfen die Innenstadt.

Apropos Innenstadt: In Sevilla finden wir ein Quartier direkt im Zentrum. Mit dem Tandem durch die Gassen zu zirkeln ist sehr anspruchsvoll, aber im Innenhof des Hotels findet es ein angemessenes Plätzchen, um sich auszuruhen.

Direkt nebenan stampft ein Mann mit ernster Mine auf den Boden, ein anderer klatscht dazu, ein dritter jammert und der vierte spielt Gitarre. Eine sehr beeindruckende Flamenco-Show. Sehr beeindruckend. Leider sind wieder Foto-, noch Filmaufnahmen erlaubt.

Dienstag, 3. Januar

Zweimal umgefallen und schon stehen wir in einer Bar, die ein fantastisches Frühstück zubereitet. Eine Menge Früchte, wahlweise auf Müsli oder Pfannkuchen.

Gut gestärkt geht es dann auf Stadtrundfahrt. Wir freuen uns immer wieder über unser Fahrrad, weil es einen wesentlich größeren Aktionsradius bietet als zu Fuß zu gehen. So können wir außerplanmäßig das 92er Expo-Gelände besuchen, zu dem diese Brücke führt.

Nachdem wir alle Sehenswürdigkeiten eingesammelt haben geht es mit dem Bus zurück nach Granada. Dort wartet unser Auto, das uns ins 500 km entfernte Valencia transportiert, wo wir um kurz vor Mitternacht eintreffen.

Mittwoch, 4. Januar

Nachdem wir gestern eher in Bus und Auto saßen, haben wir uns heute mal wieder aufs Fahrrad gesetzt. Raus aus der Stadt und rein in die Berge.

An- und Abfahrt erfolgten über Radwege und Nebenstraßen durch riesige, duftende Orangen- und Mandarinenplantagen.

Abgerundet hat Yvonne den Tag mit einer Seebrasse und ich mit Fideua, einer spanischen Nudelpfanne.

Apropos Radwege

Alle Städte, die wir bereist haben, verfügten über ein toll ausgebautes Radwegenetz. Die Wege waren baulich von den Straßen getrennt und ermöglichten so ein entspanntes und zügiges Vorankommen.

Donnerstag, 5. Januar

Heute war ein elefantastischer Tag. Obwohl wir normalerweise Zoos meiden, haben wir uns entschlossen, den Biopark in Valencia zu besuchen. Das Konzept besteht darin, Tiere, die sich gut vertragen in drei weitläufigen Bereichen zusammenzuführen. Zur Abgrenzung gibt es keine Zäune, sondern natürliche Barrieren wie Wassergräben oder Felswände. Am Eingang empfing uns dieser überlebensgroße Geselle, gegen den die lebendigen Elefanten im Innenbereich klein und mickrig wirkten.

Am Nachmittag haben wir uns mit unserem Vereinskollegen Gernot, der im Rahmen einer Sprachreise in Valencia verweilt, zum Essen getroffen. Er hat uns auf den abendlichen Festumzug zur Begrüßung der heiligen drei Könige am morgigen Feiertag hingewiesen.

Neben den Weisen aus dem Morgenland bestand der Umzug aus Spielmannszügen, Artisten, mechanischen Konstruktionen und Tierfiguren.

Freitag, 6. Januar

Letzte Radtour des Urlaubs ist eine gemeinsame Ausfahrt mit Gernot in den Albufera Naturpark. Der Weg schlängelt sich zwischen dem Meer und einem Pinienwald entlang, bis man schließlich große Reisfelder erreicht.

Im folgenden sieht man Gernots Dokumentation der Dokumentation der Strecke.

Abgeschlossen wird die Dokumentation unserer Reise mit dem Bild eines kleinen Binnensees im Naturschutzgebiet Albufera.