Donnerstag, 9. Mai
Nach zwei halben Tagen Anreise, unterbrochen von einer Übernachtung in der Nähe von Graz, treffen wir am frühen Nachmittag auf dem Campingplatz in Split ein. Die Idee, dieses „Tandem“ für unsere Balkantour zu benutzen, verwerfen wir nach kurzem Zögern und machen unser eigenes Fahrrad reisefertig.

Freitag, 10. Mai
Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne am Strand von Stobreč brechen wir auf. Der erste Tag ist immer der schlimmste. Vom Strand ins Gebirge geht es natürlich permanent bergauf. Zum Glück befinden wir uns auf einem der europäischen Fernradwege. Diese werden so ausgesucht, dass sie auch für Normalsterbliche mit Gepäck gut fahrbar sind. Die Steigung ist gering und gleichmäßig.
Anbei unser Abschiedsfoto vom Meer, das wir die nächsten zwei Wochen nicht wiedersehen werden. Darauf kann man einige Bauwerke aus unterschiedlichen Epochen finden.

In Zagvozd baut sich der Endgegner des Tages mit weiteren 275 Höhenmetern vor uns auf und wir entscheiden, auf dem örtlichen Campingplatz zu übernachten. Morgen ist auch noch ein Tag.
Heutige Bilanz: 56 Kilometer, viereinhalb Stunden im Sattel, 1100 Höhenmeter. Nicht schlecht für die erste Etappe.
Samstag, 11. Mai

Wer würde freiwillig auf einer Baustelle übernachten? Wir natürlich!
Die ganze Familie hilft mit, damit der Eröffnungstermin für den Campingplatz nächste Woche gehalten werden kann. Teile der Infrastruktur, beispielsweise die Elektrizität oder die Lebensmittelversorgung, fehlen noch. Das Sanitärhäuschen steht allerdings schon und so sind wir herzlich eingeladen, die ersten Campinggäste zu sein.
Wir stellen Zelt, Fahrrad und uns als Fotomodelle zur Verfügung, damit erste Werbeaufnahmen mit glücklichen Camper geschossen werden können.

„Esst ihr gerne frische Forellen?“ ist die Antwort, als wir nach einem Restaurant in der Nähe fragen. Auch Salat und gegrillte Paprika? Wir bejahen, ein kurzes Telefonat und ein Tisch ist für 17:45 Uhr gebucht. Um 17:50 Uhr entstand folgendes Bild.

Willkommen in Herzegowina.
Nachtrag zum gestrigen Tag
Als wir unser köstliches Abendessen bezahlen wollen, erklärt uns die Bedienung, dass wir durch Vlado, den Betreiber des Campingplatzes eingeladen sind. Auch für den Stellplatz wollte er nichts berechnen, weil wir die ersten Gäste sind.
Sich mit Geld zu revanchieren, ist natürlich doof. Mir kommt der Spruch meines polnischen Kollegens wieder in den Sinn: „Man kann alles mit Alkohol bezahlen.“
Unsere erste Idee ist eine Kiste Bier für die Bauarbeiter, die alle zur Familie gehören. Die Kiste auf dem Fahrrad zu transportieren, nachts, ohne Gepäck ändern auf einem hoppeligen Feldweg erscheint uns zu aufwändig. Also Hochprozentiges, das bekommt man im „Drag Store“. Der ist allerdings 7 km entfernt und schließt demnächst.
Im Restaurant sitzt auch Vlados Bruder, den wir von der Baustelle her kennen. Er bietet sich an, uns kurz zum Shop und wieder zurück zu fahren. Eine Flasche Jägermeister „vergesse“ ich im Auto, die anderen beiden verstecken wir im und am Sanitärhäuschen.

Sonntag, 12. Mai
Viereinhalb Stunden haben wir uns heute morgen über Schotterwege durchs Gelände gekämpft, um dieses eine Foto zu schießen.

So schön der Hutovo Blato Nationalpark auch ist, das hat sich nicht gelohnt. Zumal wir bei der Tortur fast unsere gesamten Kraft- und Wasservorräte verbraucht haben.
Als wir endlich wieder Asphalt unter den Reifen haben, sehen wir am Straßenrand diese Radlerin sitzen.

Miranda aus den Niederlanden kommt zwar aus der Gegenrichtung, hat aber eine ähnliche Tortur über Stock und Stein hinter sich. Nach einem Kaffee machen wir uns gemeinsam an den 450 Meter hohen Anstieg. Laut Navigation ohne Quelle, Restaurant oder Tankstelle, um Wasser nachzufüllen.
Oben angekommen versuchen wir, aus unseren leeren Flaschen noch die letzten Tropfen rauszuquetschen, als wir an einer Kirchweih vorbeikommen.

Mit neuer Kraft geht es auf einer ehemaligen Eisenbahnlinie bis nach Ravno, wo Miranda ein Hotel gebucht hat. Da sich erste Hitzegewitter ankündigen, beschließen wir, auch dort zu übernachten.
Montag, 13. Mai
Nach einem gemütlichen Frühstück mit Miranda machen wir uns gemeinsam auf den Ciro Bike Trail. Er führt entlang einer ehemaligen Eisenbahnlinie und somit erwartet uns eine entspannte Etappe ohne Anstiege.

Nicht überall ist der Weg asphaltiert, aber immer gut fahrbar und …

… hin und wieder garniert mit einer kleinen Mutprobe.

Entspanntes Radreisen – ein absoluter Genuss.
Dienstag, 14. Mai
Direkt hinter dem Hotel wartet die erste und einzige Tagesaufgabe auf uns: 700 Höhenmeter bis zum Grenzübergang nach Montenegro. Nach knapp zwei Stunden sind wir oben, blicken zurück und verabschieden uns von Herzegowina.

Für 14 Uhr ist Regen angekündigt und wir haben nichts besseres zu tun als oben ein Sandwich zu essen statt nach Nikšić abzufahren. Zur Strafe fahren wir im Regen durch eine matschige Baustelle und brechen uns dabei zwei Speichen. Fahrradladen und Autowaschplatz können wir erst dann finden, wenn wir uns eine lokale SIM-Karte mit Internet besorgt haben.
Yvonne quatscht zwei Jugendliche in einem vorbeifahrenden Auto an und sie beschreiben uns den Weg zu einem Radladen. Diese entpuppt sich als Bretterverschlag mit mehreren hundert uralten Fahrrädern. Spontan denke ich: „Wenn uns jemand helfen kann, dann die Bastler, die hier hausen.“
Die speziellen Ersatzspeichen für unsere Hinterradnabe habe ich natürlich nicht dabei. Nach ein paar Minuten zaubert der Kollege ein paar passende Exemplare aus seiner Asservatenkammer herbei.

Das Hinterrad auszubauen wäre Zeitverschwendung und so sind wir nach einer halben Stunde wieder fahrbereit.
Beim Autowaschplatz nebenan erwische ich zunächst die falsche Taste. Was immer das auch gewesen sein mag, ich hoffe, der Hirsch wird es überleben.

Etwas außerhalb der Stadt finden wir in Saschas Garten-Campingplatz drei geeignete Bäume um unser Zelt aufzuhängen. Dann gibt es Gemüsesuppe mit Pommes. Alles aus dem eigenen Garten und selbstgemacht.
Mittwoch, 15. Mai
Eintöniges auf und ab durch montenegrinische Nationalparks. Das einzige, was es heute zu berichten gibt, ist dass der angekündigte Regen uns verschont hat.
Deshalb schreiben wir jetzt etwas über das Essen. Das Camp Vrbenica, auf dem wir übernachten, hat zwar schon geöffnet. Aber da die Saison noch nicht begonnen hat, gibt es abends nichts zu essen. Zum Glück haben wir in den vergangenen Tagen bereits vorgesorgt.

Rechts das Lunchpaket des Hotels von vor zwei Tagen mit Zwiebeln, Karotten und Ajvar, links die Gartengrüße von Sascha.
Alles übrige, insbesondere die Hirse als Sättigungsbeilage, haben wir selbst dabei.

Mit zwei Töpfen, einer Pfanne, aber nur einer Flamme organisiert Yvonne unser Abendessen. Das Ergebnis – wie immer köstlich.

Die Generalprobe für die nächsten ein bis zwei Tage außerhalb der Zivilisation ist geglückt.
Donnerstag, 16. Mai
Heute steht der Durmitor Nationalpark auf dem Programm – oder im Weg. 1600 Höhenmeter erwarten uns. Nach drei kleinen Regenpausen geht es spektakulär los. Die ersten Kilometer geht es durch Tunnels, die aufgrund ihrer Länge ohne Beleuchtung nicht passierbar sind.

Während des Tages haben wir drei Vegetationszonen durchfahren. Morgens sind wir im Wald gestartet. Das Bild zeigt übrigens die Aussicht aus unserem Zelt inklusive Wetterprognose.

Mittags haben wir die Baumgrenze unter uns gelassen und bewirtschaftete Bergwiesen erreicht.

Am Nachmittag befanden wir uns in alpinem Gelände und haben auf 1907 Metern den Pass überquert.
Der Wind, der uns oben erwartete, wurde auf der Abfahrt immer stärker. Deshalb haben wir uns im „Maple Leaf Bungalow“ einquartiert und sind froh, heute Nacht eine feste Behausung zu haben.
Freitag, 17. Mai
Für heute ist starker und böiger Wind aus Südwest angesagt. Da die nächste Etappe nach Süden führt, sind das keine schönen Aussichten. Wir beschließen deshalb, einen Ruhetag einzulegen und zum nahegelegenen Crno See zu spazieren.
Wir werden mit einem traumhaften Waldweg…

… und einem fantastischen Bergpanorama belohnt.

Gerade noch rechtzeitig für dieses Foto: 20 Minuten später treffen aus der Gegenrichtung Reisebusse mit Horden von Indern und Asiaten ein.
Nach einem Kaffee im touristischen Žabljak gönnen wir uns ein Taxi zurück zum Bungalow abseits der Massen.
Samstag, 18. Mai
Hurra hurra, der Tag beginnt mit einer 30 km langen Abfahrt. Anschließend geht es 700 Höhenmeter am Stück bergauf. Das entspricht etwa 2,5 Stunden bei asphaltierter Strecke.
Oben erwartet uns dann eine geschotterte Piste, wie wir sie eigentlich lieben.

Allerdings gibt es zwischendrin immer wieder steile Anstiege, sodass wir das Fahrrad schieben müssen. Unsere Hoffnung, auch die Abfahrt auf Asphalt zu bewältigen, erfüllt sich nicht. Bis fast zum Tagesziel Mojkovacs kämpfen wir uns auf der Schotterpiste bergab. Damit endet unser erstes Tagesabenteuer um 17 Uhr.
Das zweite beginnt mit der Frage, wo man am Samstagabend noch einen Fahrradmechaniker findet. Irgendwie ist das Tretlager etwas verrutscht!

Eine Gruppe von Männern begutachtet unser Missgeschick und schickt uns zu Tara Aerospace. Wir sollen uns gegenüber der Pforte melden.
Als wir dort ankommen, werkelt ein Mann gerade an seinem Mofa. Nach 15 Minuten ist er unser Held und das Lager sitzt (hoffentlich) wieder richtig.
In den Bergen hat sich ein Teil des Bügels unter Yvonnes Sattel verabschiedet. Wir beschließen deshalb, morgen direkt nach Podgorica zu fahren, um dort am Montag einen neuen Sattel zu kaufen. Hoffentlich hält der alte noch so lange durch.
Sonntag, 19. Mai
Von der heutigen Tagesetappe erwarten wir nicht viel. Schließlich geht es nur darum, das Fahrrad ohne weitere Schäden nach Podgorica zu bringen.
Die ersten 30 km bis zur Autobahn sind „anspruchsvoll“. Schnell ist uns klar, dass das Hupen des überholenden Gegenverkehrs bedeutet, dass wir im eigenen Interesse besser weiter außen fahren sollten.
Als der Verkehr auf die Autobahn geleitet wird, werden wir mit einer herrlichen Nebenstraße durch tolle Landschaften entschädigt.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals kann man die Straße erkennen, die wir uns hochgekämpft haben.
Auf dem Campingplatz angekommen, will ein junger Mann alles zu unserem Tandem wissen. Im Gespräch stellt sich heraus, dass er einen Radladen in Podgorica hat. Die Begutachtung des Tretlagers, Feststellung eines weiteren Speichenbruchs und die mögliche Reparatur von Yvonnes Sattel sind bereits besprochen und der Reparaturtermin für morgen früh vereinbart.
Montag, 20. Mai
Endlich wieder eine Nacht im Zelt. Es gibt nichts Schöneres, als durch die Morgensonne direkt in der Natur geweckt zu werden.

Wir radeln in die Stadt, geben unser Tandem bei Milos ab, gehen frühstücken und schlendern danach durch die Stadt. Jede Metropole hat ihre Besonderheiten. In Podgorica sind das…

… die Kaffeeautomaten, die rund um die Uhr ausschenken – auch am morgigen Feiertag.

Früher oder später gewinne ich, und ein neuer Sattel passt sich meiner Anatomie an. Yvonne würde natürlich gerne ihren eingefahrenen Sattel weiterverwenden und den Kampf gegen einen neuen vermeiden. Milan hat die Idee, das Untergestell meines Sattels in Yvonnes Sattel des gleichen Herstellers einzubauen. Dieser ist etwas kürzer, aber mit Sägen und mechanischer Nachbearbeitung bekommt er es hin.
Happy wife – happy life. Ich kann auf der Rückfahrt zum Camp schon einmal mit meinem neuen Sattel Freundschaft schließen. Damit steht einer erfolgreichen Tagesetappe morgen nichts mehr im Weg.
Dienstag, 21. Mai
Nur der Tunnel bei Njeguši trennt uns noch vom Meer. Er liegt allerdings auf knapp 1100 Metern, wir starten bei 100 Meter. Mirko vom Camp empfiehlt uns, zur Belohnung abends unserer Zelt oberhalb der Bucht von Kotor in den Wald zu hängen und nachts auf die beleuchtete Stadt herunterzuschauen.

Leider ist bei unserer Ankunft der Pass komplett im Nebel, wir finden keinen geeigneten Platz für das Zelt. Auf der Abfahrt reißen die Wolken zwar auf, aber der Hang ist zu steil, um unser Zelt aufzuhängen.
Wir fahren runter und nach einigem Hin und Her finden wir endlich um 21:00 Uhr eine Unterkunft.
Mittwoch, 22. Mai
Nachdem wir am gestrigen Nationalfeiertag mit Musik und Feuerwerk bei lauen Temperaturen durch die Altstadt geschlendert sind, werden wir heute durch prasselnden Regen geweckt. Gut, dass wir nicht im Wald hängen.
Wir starten in einer Regenpause, kommen aber nicht weit. Der Baum unter den wir uns unterstellen, bietet nur kurzzeitig Schutz. So fällt uns die Entscheidung im Regen zu fahren, nicht schwer.
Für den Nachmittag ist Sonnenschein vorhergesagt und so werden wir im Laufe des Tages wieder trocken.
Der letzte Anstieg ist lang, hart und verkehrsreich. Belohnt werden wir mit diesem Ausblick auf Dubrovnik.

Ob es sich wirklich um die schönste Stadt der Welt handelt, wie in unserem Bekanntenkreis behauptet wird, wollen wir morgen erkunden.
Donnerstag, 23. Mai
Ruhe-, Reparatur- und Trocknungstag.

In der Morgensonne werden eine gebrochene Speiche gewechselt, ein Dorn aus dem Hinterreifen entfernt und die Werkzeuge und Ersatzteile aus der Rahmentasche getrocknet.
Nach einem Frühstücksmüsli geht es in die befestigte Altstadt von Dubrovnik. Es gibt viele interessanten Ecken zu erkunden und die Tatsache, dass selbst wir es dort einen halben Tag lang ausgehalten haben spricht für die Stadt.



Nachdem wir am Strand den Sonnenuntergang bewundert haben, spielt Amy Winehouse für uns.

Freitag, 24. Mai
Nach einer wunderschönen Abfahrt durch einen mediterranes Wäldchen türmt sich vor uns folgende Befestigungsanlage auf:

Sie umschloss die beiden Ortsteile von Ston – der andere Teil liegt auf der Rückseite des Berges. Nach der chinesischen Mauer handelt es sich um die zweitlängste erhaltene Schutzmauer.
Sie diente dem Schutz der Salzvorräte in Ston. Auch heute noch wird aus dem Meerwasser Salz gewonnen und man sagt, es handelt sich um die älteste noch aktive Anlage zur Salzgewinnung.
Außerdem endet hier der 60 Kilometer lange Höhenweg über die Halbinsel Pelješac, den Napoleon aus strategischen Gründen anlegen ließ.
Gemeinsam mit einem englischen Radler fahren wir außerhalb der Stadt bergab auf eine rote Baustellenampel zu. Er fragt: „Should we stop?“ Yvonne: „No, never ever!“ – „Where do you come from?“ – „You’ll never guess.“ – „Why?“ – „Because Germans usually stop at red traffic lights.“
Samstag, 25. Mai

Wir nehmen Abschied von der wunderschönen Bucht in Žuljana.
Nach ein paar Kilometern treffen wir den Baustellen-Briten wieder, der sich als Mitglied einer achtköpfigen estnischen Fahrradgruppe entpuppt. Nach einer Minute wissen alle, dass deutsche Radler an Ampeln niemals halten. Ob das reicht, um unseren Ruf zumindest in Estland dauerhaft zu verändern?
Bald sind wir wieder alleine – nur das Meer, die Straße, das Tandem und wir.

Am steilsten Anstieg kommt uns eine englischsprachige Gruppe entgegen. Während Deutsche normalerweise Dinge rufen wie: „Dei Frau treppelt aber ned mit!“ hören wir hier nur aufmunternde Worte: „Push hard“, You got it“, „You are heroes“.
Mittags erreichen wir die Fähre nach Korčula und von dort ist es nicht mehr weit bis zum kleinen aber feinen Campingplatz mit türkisblauer Badebucht.

Sonntag, 26. Mai
Regentag gleich Ruhetag. Wir vertrödeln den Vormittag auf dem Campingplatz und überlegen, wie wir die verbliebenen Urlaubstage auf die Inseln zwischen hier und Split verteilen. Mittags rollen wir in den Ort, um uns nach Fährverbindungen zu erkundigen.
Beim Spaziergang durch Korčula werden wir nachdenklich. Wenn Marco Polo mit großem Gefolge für seine Reise bis nach China und zurück auf den Hauptverbindungen 24 Jahre gebraucht hat, können wir es dann in 20 Jahren nur auf uns alleine gestellt auf Nebenstraßen um alle Kontinente schaffen?

Die geschilderten Erlebnisse erschienen vielen Lesern seines Reiseblogs als zu abenteuerlich. Polos Antwort könnte auch für uns gelten: „Wir schreiben nicht einmal die Hälfte dessen auf, was wir erleben.“
Montag, 27. Mai
Die Insel Korčula ist ein Radfahrertraum. Auch die Nebenstraßen sind größtenteils geteert oder zumindest verdichtet. Das kommt unserem mehrfach reparierten Hinterrad zu Gute.

Heute arbeiten wir uns an der Westküste der Insel von einer Badebucht zur anderen.

Dazwischen gibt es Frühstück, Kaffee, Eis. Am Ziel im Potirna gelingt Yvonne ein besonderer Schnappschuss.

Dienstag, 28.Mai
Wir sind wieder die ersten und einzigen Gäste des Campingplatzes. Wir genießen die Ruhe, breiten uns auf unser überdimensionierten Parzelle großräumig aus und finden einen reisenden Stein.

Reisende Steine sind auf der Vorderseite bemalt mit einem Motiv, das den Finder erfreuen soll und an unscheinbaren Orten „versteckt“. Sie haben auf der Rückseite eine Internetadresse. Man nimmt den Stein mit, „versteckt“ ihn an einem anderen Ort, macht ein Foto und lädt dieses im Internet mit Angabe der neuen Position hoch. Der Absender des Steines erfreut sich an dessen Reiseroute.
Unsere Reise endet heute am Startpunkt. Wir haben ohne Gepäck die schönsten Straßen und Wege im Norden der Insel Korčula befahren. Traumhaft!

Mittwoch, 29. Mai
Da die Fähre zur Nachbarinsel Hvar nur vom Südende der Insel Korčula fährt, radeln wir heute auf der Ostseite der Insel zur Fähre.
Gut ist, wenn die Behörden die Dornenzweige, die links und rechts in den Weg ragen, beseitigen. Schlecht ist, wenn kleine Ästchen auf dem Weg zurück bleiben.

Bevor wir in den Bereich eingefahren sind, haben uns einige Radfahrer, die gerade mit dem Flicken Ihrer Reifen fertig waren, gewarnt. Im nächsten Ort treffen wir vier weitere Radfahrer aus Österreich, die noch dabei waren, ihre Schläuche zu reparieren.
Wir fahren mit „Milch“ und sind deshalb wahrscheinlich verschont geblieben. In den Schläuchen befindet sich eine weiße Flüssigkeit, die in Löcher eindringt und diese verschließt. Solange man fährt und die Reifen rotieren, funktioniert das gut. Wenn man allerdings steht und ein Loch oben ist, entweicht die Luft. Wir sind gespannt, wie die Reifen morgen früh aussehen, wenn wir aus dem Zelt klettern.
Donnerstag, 30. Mai
„This is only a passenger ferry, no bikes allowed!“ – Hat hier irgendjemand ein Fahrrad gesehen?

Gegen uns sind die Ehrlich-Brüder zwei echte Amateure. Nur wir können in 20 Minuten aus einem Tandem ein Gepäckstück zaubern und es innerhalb von 20 Minuten wieder zurück verwandeln.
Wir sind inzwischen auf Brač, der letzten Insel vor Split. Es wird touristischer.

Freitag, 31. Mai
„Pling“ – dieses Geräusch haben wir lange nicht mehr gehört, jedoch sofort wiedererkannt. Eine gebrochene Speiche. Was soll’s, dann werde ich eben heute Abend die letzte Ersatzspeiche in unser Hinterrad einbauen. Eine halbe Stunde später macht es „Plong“. Jetzt steht es -1 gegen uns.

Die Entscheidung ist schnell getroffen. Wir verbringen die letzte Nacht nicht auf der Insel Brač, sondern fahren direkt zur Fähre und zurück nach Split.
So ein Mist! Wir können morgen nicht Fahrrad fahren, sondern müssen einen halben Tag am Strand rumhängen, bevor wir uns nachmittags auf dem Heimweg machen.
